Verlag für Kindertheater

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Jugendtheater

Nicht Chicago. Nicht hier

von Kirsten Boie

Für die Bühne bearbeitet von Michael Müller

Als Karl neu in die Klasse kommt, ist Niklas zunächst fasziniert von ihm. Denn Karl ist cool und lässig, er raucht schon und lässt die Klassenlehrerin gekonnt auflaufen. Doch als Niklas dann gemeinsam mit Karl an einem Unterrichtsprojekt arbeiten soll, ändert sich die Stimmung schlagartig. Karl nimmt sich, was ihm nicht gehört, er lügt, betrügt und bedroht Niklas immer offensiver. Karl schreckt weder vor psychischem Terror noch vor körperlicher Gewalt zurück, seine Ausbrüche sind unvorhersehbar und unmotiviert. Karl ist böse und zwar ohne jeden ersichtlichen Grund. Niklas versucht, sich seinen Eltern und seiner Lehrerin anzuvertrauen. Doch die glauben ihm nicht: Die Geschichten vom 'bösen' Karl klingen zu unglaubwürdig für die Erwachsenen, die gewohnt sind, an Ursache und Wirkung, Aktion und Reaktion zu glauben. Das Irrationale passt nicht in ihren vermeintlich so rationalen Umgang mit der Welt. Man sei doch hier nicht "in Chicago", wo es die sprichwörtlichen bösen Buben gäbe. Als die Eltern ihrem Sohn endlich glauben müssen, weil sie mit eigenen Augen sehen, wozu Karl fähig ist, da hat Niklas schon den sicheren Boden unter den Füßen verloren. Nein, er ist nicht in Chicago, aber hier, in seiner bekannten und vertrauten Welt, ist er auch längst nicht mehr.

Kirsten Boies Jugendbuch aus dem Jahr 1999 hat nichts an Aktualität verloren – im Gegenteil, Schikanen, Hänseleien und 'Mobbing' nehmen auch durch die omnipräsenten sozialen Medien stark zu. 

"Ist es Schwarz-Weiß-Malerei, einen Jungen zu zeigen, der nichts als grausame Absichten hat? Mag sein, aber die Wirklichkeit spart bisweilen auch an Farbe. Und genau darum geht es Boie: das Fatale des Appeasements zu zeigen, das die Eltern und auch die Lehrerin in totaler Verkennung der Verhältnisse betreiben. Manchmal aber gibt es Gut und Böse, Opfer und Täter, und nichts dazwischen."
(Patrick Wildermann, Der Tagesspiegel)
 

Bearbeitung: Michael Müller
Besetzung: 2 Dame(n) , 3 Herr(en)
Alter: empfohlen ab 11
Uraufführung: 12.06.2012, Theater an der Parkaue (Junges Staatstheater Berlin)


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