Die fabelhafte Welt des Monsieur de La Fontaine
von John von Düffel
In Reimen, sehr frei nach Jean de La Fontaine
Mit der Fabel vom Fuchs und den Trauben beginnt die fabelhafte Welt des Monsieur de La Fontaine. An einem hohen Spalier springt der Fuchs vergeblich nach den reifen, leckeren Trauben, die für ihn zu hoch hängen. Doch bevor er zu dem fatalistischen Schluss kommt, dass sie bestimmt ohnehin viel zu sauer seien, wird er noch einige Abenteuer und fabelhafte Begegnungen erleben. So kreuzt beispielsweise der immer hungrige und abgemagerte Wolf seinen Weg. Freunde sind die beiden nicht, und doch werden sie in der Not Gefährten. Natürlich fehlt auch der neunmalkluge Rabe (Monsieur de La Fontaine) nicht, der ihre vergeblichen Bemühungen, einen fetten Happen zu ergattern, stets mit frommen Sprüchen kommentiert. So etwas ist ausgesprochen lästig. Noch ärgerlicher ist höchstens ein Affe, der als Richter den Käse selbst frisst und das für eine gerechte Verteilung hält. Kurz: Fuchs und Wolf bleiben erbärmlich hungrig.
Und was ist die Moral von der Geschicht‘? Weder durch Gier noch List, nicht mit Besserwisserei, nicht einmal durch Waffengänge füllen sich die Mägen unserer hungrigen Helden. Und schon gar nicht durch wohlfeile Moral. Einzig die Freundschaft hat am Ende Bestand. Um aber Freunde werden zu können, brauchen Fuchs, Wolf und Rabe vor allem die Offenheit, einander ohne moralische Bewertung gelten zu lassen. Die Moral also? – Dass wir mit der Moral alle ruhig mal etwas kürzer treten dürfen.
Für die Große Bühne und als Weihnachtsstück geeignet!