Verlag für Kindertheater

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Titeldetails

Vevi

von Erica Lillegg

Für die Bühne bearbeitet von Bérénice Hebenstreit und Michael Isenberg

Vevi und ihr geliebter Bruder Christian sind Waisenkinder und leben bei einer Pflegetante. Das Mädchen Vevi ist phantasievoll, ungestüm und sehr freiheitsliebend, Konflikte mit der Tante sind darum an der Tagesordnung. Als sie im Wald ein paar Mäusekinder füttert, schenkt ihr die Mausmutter zum Dank eine Zauberwurzel: Wenn sie diese Wurzel zu Hause ließe, dann erstünde daraus eine Doppelgängerin, die brav lerne, während Vevi selbst draußen spielen könne. Aber die Mausmutter warnt, Vevi dürfe die Andere nie zu lange alleine lassen! Als Christian aber nach Paris in die Schule geht, ist Vevi so verzweifelt, dass sie die Warnung in den Wind schlägt. Sie ruft das Zaubermädchen und lässt es an ihrer statt zurück, während sie heimlich zu ihrem Bruder reist. Schnell entwickelt sich das Mädchen aus der Wurzel zu einem durch und durch bösen Kind, das alle tyrannisiert und sich schließlich mit einer Räuberbande in die Wälder schlägt. Es ist höchste Zeit, dass Vevi zurückkehrt, um das Zaubermädchen zu bannen. Doch ihre Doppelgängerin ist schlau! Vevi und Christian versuchen alles, um ihr das Handwerk zu legen. Vergebens, wie es scheint. Ob die Mausmutter am Ende noch einmal helfen kann?

Vevi ist ein Kind in Not. Nach dem Verlust der Eltern ist das Mädchen zerrissen zwischen dem Bedürfnis nach Liebe und dem Gefühl, in der Welt ganz auf sich allein gestellt zu sein. Ein soziales Verhalten gelingt ihr nicht mehr, sie rebelliert offen gegen jeden vermeintlichen Zwang, erst trickreich und dann in Form einer regelrechten Entäußerung. Welche Vevi real ist und welche imaginiert, das bleibt in diesem außergewöhnlichen Kinderbuch offen. In aller Deutlichkeit beschreibt die Autorin, was geschieht, wenn die eigenen aggressiven Triebe abgespalten werden. Die Auflösung am Ende ist wörtlich zu verstehen: Als Vevi auf ihre Doppelgängerin zugeht, löst diese sich auf, beide werden wieder eins: „Wo Es war, soll Ich werden.“ (S. Freud). Um diese Ichwerdung zu leisten, muss Vevi sich selbst begegnen. Erica Lilleggs zu Unrecht vergessenes Kinderbuch ist in jeder Hinsicht herausragend. Eine explizitere und kunstvollere Auseinandersetzung mit der Psychoanalyse findet sich in der Kinderliteratur selten.

Besetzung: 2 Dame(n) , 3 Herr(en)
Alter: empfohlen ab 7
Uraufführung: 26.11.2019, Vorarlberger Landestheater


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